ge Hauswirtschaftslehrerin keinen
überzeugenden Eindruck machten:
„Die Pflege war nicht so gut.“
Mit dieser Überzeugung ist Trau-
pe nicht allein. Der Gedanke, im
Alter in ein Pflegeheim ziehen zu
müssen, macht acht von zehn Bun-
desbürgern Angst. Das ergab die
„Bevölkerungsbefragung: Pflege in
Deutschland“ des Beratungsunter-
nehmens PricewaterhouseCoopers
im Dezember 2017. Fast dreiviertel
der Befragten fürchten Personal-
mangel in den Heimen und über-
forderte Pflegekräfte. Viele Pfle-
gebedürftige ängstigen sich auch
davor, ihre gewohnte Umgebung
zu verlassen und im Heim frem-
den Menschen ausgeliefert zu sein.
Für die Angehörigen ist der Umzug
ebenfalls schwierig, wollen sie doch
ihre Pflegebedürftigen gut versorgt
wissen. Sie sind verunsichert und
sehen sich mit einer Fülle von Fra-
gen konfrontiert.
„Wir als Angehörige hatten riesige
Probleme zu entscheiden, welches
ist das richtige Heim?“, erinnert sich
der Manager Andreas Fries. Bei sei-
ner Mutter Lydia wurde 2013 im Alter
von 77 Jahren Alzheimer diagnosti-
ziert. Fries selbst lebt seit Jahrzehn-
ten in Frankreich, seine Schwester
wohnt auf dem Land. Ein Wegzug
aus der Großstadt wiederum kam
für die Mutter nicht in Frage. Im Jahr
darauf verschlechterte sich ihr Zu-
stand, es ging nicht mehr zu Hause.
Die Geschwister wandten sich an
den Pflegestützpunkt und schauten
mit ihrer Mutter verschiedene Pfle-
geheime an. „Man kommt von den
Besichtigungen und ist völlig platt“,
schildert er seine Erfahrung. „Wir
waren überfordert, stellten nicht
die richtigen Fragen.“ Die Mutter
legte vor allem Wert auf die Wohn-
lage, das Ambiente und das Kultur-
programm. Auf keinen Fall wollte
sie auf eine Demenzstation ziehen,
allenfalls ins betreute Wohnen. Und
die Geschwister waren sich uneins,
welches Heim am geeignetsten sein
könnte.
Bedürfnisse rechtzeitig klären
Daniela Hubloher ist Patientenbera-
terin der Verbraucherzentrale Hes-
sen. Um das passende Pflegeheim
zu finden, empfiehlt sie, sich vorab
die persönlichen und medizinischen
Bedürfnisse klarzumachen und eine
Checkliste zu verwenden. Auch die
Frage, ob und welches Konzept ein
Heim habe, gehöre dazu. „Pflegeno-
ten sind hingegen nicht sehr aussa-
gekräftig, da eine schlechte Pflege
beispielsweise mit einer lückenlosen
Dokumentation ausgeglichen wer-
den kann“, erläutert die Ärztin. Ein
Blick in die detaillierte Bewertung im
Heimverzeichnis liefere jedoch ers-
te Anhaltspunkte. Auch bei anderen
Qualitätssiegeln müsse man schau-
en, welche Kriterien geprüft wurden
und wann.
Wie wirkt ein Heim auf Sie?
Mehrfach testen
Hubloher rät, sich unbedingt mehrere
Heime anzuschauen, am besten
mehrfach und zu unterschiedlichen
Tageszeiten, auch unangekündigt.
Speiseplan und Freizeitangebot geben
ebenso Hinweise wie der Geruch und
der Umgangston – sowohl der Pflege-
kräfte untereinander als auch gegen-
über den Bewohnerinnen und Bewoh-
nern.
Gespräche mit der Heimleitung, dort
Wohnenden und Angehörigen ver-
schaffen einen weiteren Eindruck.
Auch den Heimbeirat, also die Ver-
tretung der Bewohnerinnen und Be-
wohner, könne man ansprechen. Eine
Kurzzeit- oder Verhinderungspflege
eigne sich ebenfalls, um ein Heim ken-
nenzulernen. Hubloher hält auch ein
Probewohnen für sinnvoll. Die Patien-
tenberaterin verweist darauf, dass ein
Vertrag innerhalb von 14 Tagen nach
Abschluss ohne Angabe von Gründen
wieder gekündigt werden kann.
Literaturtipps
Preuß, Björn:
Wenn Mutter ins
Heim muss…
Ein Ratgeber für
Angehörige: Hilfen, Tipps und
Checklisten für den Umzug in
die Pflegeeinrichtung. Verlag
an der Ruhr, 2015, 112 Seiten,
6,88 Euro.
Verbraucherzentrale Rheinland-
Pfalz (Hrsg.):
Leben in Pflege-
heimen und in neuen Wohn-
formen. Ihre Rechte nach dem
Wohn- und Betreuungsver-
tragsgesetz
. Bezugswege unter
www.verbraucherzentrale-rlp.de,
Stichwort: Wohnformen.
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Andreas Fries musste aus der Ferne
für seine Mutter einen Platz in einem
Pflegeheim organisieren.
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Umzug in ein Pflegeheim