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Zu mehrmaligen Besuchen und

Fragekatalogen rät auch Veronika

Lattrich, Einrichtungsleiterin des

Matthias-Claudius-Heims der Diako-

niestiftung Alt-Hamburg. „Wenn man

die Ängste einmal hat, ist das die

beste Möglichkeit, sich ihnen zu stel-

len“, sagt sie. Viele Befürchtungen

lassen sich im Gespräch abbauen.

Ihrer Erfahrung nach sind Pflegebe-

dürftige nach dem Einzug ins Heim

oft positiv überrascht. Veronika Latt-

rich kennt die emotionalen Nöte der

Angehörigen: „Für Ehepartner ist die

Pflege über Jahre oft zum Lebensin-

halt geworden. Töchter und Söhne

haben häufig ein schlechtes Gewis-

sen, weil sie die Pflege nicht selbst

leisten können.“ Sie wollen das Bes-

te für ihre Eltern und übersehen da-

bei manchmal, was für sie überhaupt

realisierbar ist, zumal, wenn sie wo-

anders leben. Ob in dem Fall Pflege-

bedürftige besser in ein Heim an ih-

rem bisherigen Wohnort ziehen oder

in eins in der Nähe der erwachsenen

Kinder, hängt vom Verhältnis zuein-

ander ab. „Wenn die Verbindung sehr

gut ist, funktioniert das.“ An Demenz

erkrankte Personen vergessen ir-

gendwann, dass sie eigentlich wo-

anders wohnten. Andererseits habe

es auch Vorteile, dort zu bleiben, wo

man die Umgebung und Leute kenne.

Frühzeitig mit Pflegebedürf-

tigkeit auseinandersetzen

Die Heimleiterin und die Patientenbe-

raterin der Verbraucherzentrale emp-

fehlen, sich frühzeitig mit dem Thema

Pflegebedürftigkeit auseinanderzuset-

zen. Im Nachhinein bezeichnet And-

reas Fries es als „den ersten Fehler“,

dass die Geschwister nie mit ihrer

Mutter darüber gesprochen haben,

als sie es geistig noch vermochte:

„Sie wollte nicht alt sein.“ Nach zwei-

maligem Probewohnen im Heim ihrer

eigenen Wahl, blieb Lydia Fries nach

einer Kurzzeitpflege gleich dort. „Wir

hatten mit einem Drama gerechnet.

Es ging viel leichter, als sie es sich

vorher vorstellen konnte.“ Sie wollte

nicht einmal mehr ein letztes Mal in

ihre Wohnung zurück.Doch das Heim

erwies sich aufgrund ihrer Alzheimer-

Pflegenoten und Grüner Haken

Die Pflegenoten

des Medizinischen Dienstes der Krankenversiche-

rungen (MDK) können im Detail über das unabhängige und kosten-

freie Informationsportal „Pflegelotse“ des Verbands der Ersatzkassen

(VDEK) eingesehen werden. Hinter den Noten steht jeweils ein klei-

nes „i“ zum Anklicken. Über die Plattform können auch Checklisten

heruntergeladen sowie Einrichtungen gesucht werden:

www.pflegelotse.de.

Der Grüne Haken

trifft Aussagen über die Lebensqualität in den

Einrichtungen. Er ergänzt die Pflegenoten, geprüft werden 120 Kriterien;

in jeder Kategorie müssen mindestens 80 Prozent der Kriterien erfüllt

werden:

www

.grüner-haken.org

sowie

www.heimverzeichnis.de

Das erste Angebot für einen Platz im Pflegeheim für ihren Mann lehnte Ina

Traupe ab. Jetzt steht er auf der Warteliste.

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Magazin für pflegende Angehörige