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Umzug in ein Pflegeheim

Erkrankung schon bald als ungeeignet

für sie. „Wir waren getrieben vom Jetzt

und so darauf bedacht, eine Lösung

für den damals aktuellen Zustand zu

finden, dass wir versäumten, ange-

sichts der fortschreitenden Krankheit

eine Lösung für morgen zu suchen“,

sagt Fries rückblickend. So aber strit-

ten die Geschwister immer wieder

heftig miteinander, zumal die Mutter

im betreuten Wohnen immer weniger

zurechtkam. Die Eingewöhnung in der

Demenzstation des Heims ging schief,

die Situation eskalierte. Am Ende

mussten sie unter großem Zeitdruck

ein anderes Heim suchen, das die

Mutter kurzfristig aufnahm.

Rückblickend bedauert der 53-Jähri-

ge, sich nicht mit Menschen beraten

zu haben, die so etwas schon einmal

durchgemacht haben. „Wir hätten in

eine Angehörigen-Gruppe gemusst

oder im Freundeskreis um Rat fragen

sollen.“

Ganz anders erging es Ina Traupe.

Als im März 2017 der Anruf vom Heim

ihrer Wahl kam, es gebe nun einen

Platz für ihren Mann, lehnte sie spon-

tan ab. „Ich dachte, ich hätte diesen

Schritt schon gemacht, aber ich war

noch nicht in der Lage, ja zu sagen“,

erinnert sie sich. „Ich habe mich so

verantwortlich gefühlt.“ Ihr Mann

blieb also zu Hause – auch deshalb,

weil er zu dem Zeitpunkt gerade Kno-

ten an seiner Brust ertastet hatte und

Ina Traupe glaubte, erst einmal das

regeln zu müssen.

Niederschmetternd war für sie dann

im Spätherbst 2017 die Absage von

einem anderen Heim mit neuerbauter

Demenzstation, auf die sie ihre Hoff-

nungen gesetzt hatte. Jetzt wartet sie

darauf, dass ihr Mann einen Platz im

Demenzzentrum in ihrer Nähe be-

kommt. „Ich will, dass er so gut un-

terkommt, wie er es verdient.“

Mirjam Ulrich, freie Journalistin,

Wiesbaden

„Ich bin sehr zufrieden“

Der 92-jährige Klaus Illmer-Kephalides hat den Umzug ins

Pflegeheim bereits hinter sich. Er schildert seine Erfahrungen.

Nach zwei Operationen im Jahr 2010

konnte ich meine Frau daheim nicht

mehr selbst pflegen. Während mei-

nes Klinikaufenthalts kam sie zu-

nächst in die Kurzzeitpflege. In dem

Heim blieb sie dann bis zu ihrem Tod.

Ich zog nach den OPs kurzerhand in

eine benachbarte Altenwohnanlage,

um in ihrer Nähe zu sein. Mit 84 Jah-

ren die vertraute Wohnung aufzuge-

ben, ist nicht leicht. Ich besaß eine

große Bibliothek, von der ich mich

trennen musste. Wer lebt, muss mit

Umstellungen fertig werden. Das Äl-

terwerden bringt Situationen, in de-

nen gehandelt werden muss.

2015 musste ich selbst in das Pfle-

geheim umziehen, in dem schon

meine Frau gewesen war. Es ging

der Teil des selbstständigen Lebens

verloren, den ich nicht mehr leisten

konnte. Aber – und das war für mich

die Überraschung: Ich fand in den

Altenpflegerinnen und -pflegern Men-

schen, mit denen ich vertraut wurde.

Sie haben nicht nur gepflegt, son-

dern wurden auch meine Gesprächs-

partnerinnen und Gesprächspartner,

die Liebe ausstrahlten. Das Einleben

war leichter, als ich es mir vorgestellt

hatte. In meinem Zimmer fand alles,

was ich brauche, Platz. Ich habe Te-

lefon, arbeite auch noch mit meinem

Computer. Beschäftigung ist wichtig!

Das Heim wird nun umgebaut, des-

halb musste ich im Sommer 2017

nochmals umziehen. Wichtig war,

dass ich mit meiner Tochter vorher

das neue Heim besucht und mir das

Zimmer angesehen habe. Auch in

diesem Stift gibt es viele Angebote:

Sitzgymnastik, Bastelkreise, einen

Spielkreis und vieles mehr. Ich kann

mich beteiligen, wo ich es möchte.

Ich empfehle jedem, mit dem Um-

zug ins Heim nicht zu warten, bis es

nicht mehr anders geht, sondern sich

rechtzeitig vorher anzumelden. Dann

kann man sich aussuchen, was ei-

nem gefällt. Man sollte mehrere Ei-

sen ins Feuer legen – absagen kann

man immer. Ich habe es hinter mir

und fühle mich wohl.

Klaus Illmer-Kephalides, Bielefeld

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