früher Feierabend machen und seine
Frau täglich in der Klinik und Reha
besuchen zu können. Entlastung er-
hielt er auch von Kollegen, die zum
Beispiel sein Telefon übernahmen
oder einfach für ihn da waren.
Alternierende Telearbeit als
dauerhafte Lösung
Als sieben Monate später die Entlas-
sung seiner Frau aus der Reha näher
rückte, galt es, den privaten und be-
ruflichen Alltag neu zu strukturieren.
Seine Frau in einem Pflegeheim un-
terzubringen, kam für Hans-Thomas
Jungkunz nicht infrage. „Wir wollten
es alleine zu Hause schaffen.“ Da
Marion Jungkunz auf den Rollstuhl
angewiesen ist, musste zunächst das
Erdgeschoss des Einfamilienhauses
barrierefrei umgebaut werden. Da-
bei halfen Familie und Freunde. Al-
lerdings konnte die Pflegebedürftige
nicht alleine zu Hause bleiben.
Daher fragte ihr Mann seine Vor-
gesetzte, ob ein Heimarbeitsplatz
möglich wäre. Die maßgeschneider-
te Lösung wurde dann zusammen
mit der Personalstelle geschaffen.
Hans-Thomas Jungkunz reduzierte
seine Arbeitszeit auf 30 Stunden pro
Woche und stellte sie auf alternie-
rende Telearbeit um. An drei Tagen
pro Woche arbeitet er im Home-Of-
fice, an den anderen zwei Tagen im
Amt. Den Publikumsverkehr über-
nehmen Kollegen. An den Tagen, an
denen er nicht zu Hause ist, küm-
mern sich die beiden Töchter um
ihre Mutter.
Glück im Unglück
Jungkunz weiß, dass er mit dem Ju-
gendamt einen besonders entgegen-
kommenden Arbeitgeber hat. Nicht
von ungefähr wurde das Landratsamt
Coburg 2016 im Rahmen des Unter-
nehmerwettbewerbs „Erfolgsfaktor
Familie“ zum familienfreundlichsten
Unternehmen in der Kategorie mittle-
re Unternehmen gekürt. Das Landrat-
samt erhielt dabei den Sonderpreis
„Kooperation von Unternehmen mit
Partnern vor Ort“ mit dem Projekt
„Zwischen Beruf und Pflege muss
kein oder!“ Hierzu hat sich ein Netz-
werk aus acht Unternehmen zusam-
mengeschlossen, um mit Vorträgen,
Seminaren und Kursen ein Bewusst-
sein für das Thema Angehörigenpfle-
ge zu schaffen und unterstützende
Angebote aufzuzeigen. „Beschäf-
tigte müssen in dieser schwierigen
Zeit Unterstützung erfahren, damit
die Vereinbarkeit von Beruf und Pfle-
ge nicht zur Doppelbelastung wird“,
sagt Tanja Bächer-Sürgers, Gleich-
stellungsbeauftragte im Landrats
amt Coburg und Initiatorin des Pro-
jekts. „Das Allerwichtigste ist, dass
man schnell zu guten Informationen
und dem richtigen Ansprechpartner
kommt.“
Hans-Thomas Jungkunz hatte den
Vorteil, sich direkt von einem Kol-
legen aus dem Seniorenreferat in
Sachen Pflege beraten lassen zu
können. Auch sonst beschreibt der
Beamte seine Situation als Glück im
Unglück. „Uns geht es im Vergleich
zu anderen Fällen verhältnismäßig
gut – auch dank der Unterstützung
meines Arbeitgebers.“
Download-
Adressen
DD
www.bmfsfj.deD
D
www.wege-zur-pflege.deD
D
www.hilfe-im-haushalt.deD
D
www.bundesgesundheits ministerium.deD
D
www.pflege-durch-angehoerige.de/
checklisten/→
Volker Ehrentraut, Diversity Manager
bei Ford
Anke Holste, Bereichsleiterin
Gesundheit und Soziales bei der
LVM Direktion in Münster
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Beruf und Pflege