Ergebnisse im sportbezogenen Interventionsansatz
Im Mittelpunkt der sportbezogenen Intervention stand die Motivierung von Schülerinnen und Schülern unter besonderer Betonung des Körperlichen im Sportunterricht.
Die Maßnahme beinhaltete eine Betreuung während des Schuljahres 2007/2008. An der Sportintervention haben sich insgesamt 6 Lehrerinnen und Lehrer eines Gymnasiums und 4 Lehrerinnen und Lehrer einer Hauptschule beteiligt. Im Gymnasium konnten somit 6 Klassen aus der Sekundarstufe I (ca. 150 Schüler) durch das Projekt betreut werden. In der Hauptschule nahmen alle Schüler (ca. 130) – bis auf die Zehntklässler – an dem Projekt teil. Das Durchschnittsalter lag zu Beginn bei 14 Jahren.
Die Förderbereiche der Sportintervention bezogen sich auf die Lernmotivation und das Sozialklima .
Zur Förderung autonomen Lernens im Sportunterricht wurden zwei Strategien eingesetzt: aufgabenorientiertes und prozessorientiertes Lernen.
Lernmotivation
- Individuelle Bezugsnormorientierung
- Transparenz von Anforderungen und Bewertungen
- Förderung von Lernbereitschaft und Lernfreude
- Realistische Anspruchsniveausetzung
- Problemstrategien entwickeln
- Umgang mit Stress
Soziales Klima
- Förderung sozialer Kompetenzen
- Positives Klassen- und Unterrichtsklima
- Kooperative Lernformen
- Konflikt- und Diskursfähigkeit
- Verantwortungsübernahme
Ein besonderer Schwerpunkt des Förderansatzes lag auf dem Umgang mit leistungsängstlichen Schülern, die die Anforderungen im Sportunterricht nicht erfüllen können. Die Förderung der eigenen Effizienz durch persönliche Erfolgserlebnisse und gleichzeitige Entwicklung selbstregulatorischer Kompetenzen sollte hier Abhilfe schaffen.
Ein weiteres typisches und hier bearbeitetes Problemfeld ist die Motivation von Schülern, die dem Sportunterricht dadurch fern bleiben, indem sie „auf der Bank sitzen“.
Alle Einzelbausteine ergänzten sich und wurden in praktischen Übungsteilen miteinander verbunden. Einen Schwerpunkt bildeten dabei Maßnahmen, die die erlebte Autonomie im Sportunterricht in den Mittelpunkt stellten, da Erfahrungen von Selbstbestimmung verbunden sind mit der Selbstwirksamkeit als Überzeugung, das eigene Leben aktiv gestalten und Schwierigkeiten aus eigener Kraft meistern zu können.
Durch Freiräume für Selbstbestimmung mit Angeboten von Handlungsoptionen, einem Klima sozialer Aufgeschlossenheit und Möglichkeiten für Erfolgserfahrungen wurde die Umsetzung von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen in erfolgreiches Verhalten gezielt unterstützt. Dadurch sollte Selbstwirksamkeit stabilisiert und gestärkt werden. Gefördert werden sollten auch Teamfähigkeit, ein angenehmes soziales Klima und nicht zuletzt Lern- und Leistungsbereitschaft als wichtige Grundlagen erfolgreichen Lernens im Sportunterricht. Überdies sind sie auch förderlich für die gesundheitliche Entwicklung und protektiv gegenüber Unfällen, da Stress und Belastungen deutlich geringer sind.
Zudem sind Lernanstrengungen eher zu erwarten, wenn Schüler damit eine Verbesserung ihrer subjektiven Lebensqualität assoziieren.
Lernen läuft nicht mechanisch ab, sondern ist begründetes menschliches Handeln. Schüler handeln absichtsvoll und interpretieren ihre Situation, sie setzen sich Ziele und bewerten die Folgen ihrer Handlungen.
Unter Berücksichtigung dieser Zusammenhänge sollte Schülern mit dem Ziel der Autonomieförderung zugestanden werden
- auf ganz eigene Weise zu lernen, wobei das Lernen durch Entdecken einen besonderen Rang hat;
- beim Lernen auch Umwege gehen zu dürfen (die sich häufig nur aus der Lehrersicht als solche erweisen);
- eigene Fragen zu haben, die sie verfolgen möchten und dürfen;
- das eigene Lerntempo - zumindest häufig - bestimmen oder mitbestimmen zu können;
- ihre jeweils eigene Welt, ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse zu haben, die die Schule respektieren muss.
Aufgabenorientiertes Lernen ist dadurch gekennzeichnet, dass die Lernenden sich mit mehr oder weniger offenen Aufgaben auseinandersetzen. Es gibt im Prinzip zwei Aufgabentypen: Kommunikative Aufgaben und Lern – bzw. Bewegungsaufgaben.
Bewegungsaufgaben sind darauf gerichtet, dass die Schüler Kompetenzen erwerben, die sie für die Ausführung bestimmter Sportarten brauchen. Die Ausführung kommunikativer Aufgaben wiederum fördert im Sportunterricht insbesondere die Teamfähigkeit. Hier ist eine handlungsorientierte Absprache zwischen den Schülern notwendig.
Prozessorientiertes Lernen (Förderung der lernstrategischen Kompetenz) bezeichnet ein Lernen, bei dem neben dem 'Was' (der Sportunterricht) gleichrangig das 'Wie' (die Frage, wie bestimmte Sportarten gelernt werden) steht. Lernergebnisse im Bereich des 'Wie' (Wissen, wie man etwas lernt) gelten beim prozessorientierten Lernen genauso als wertvolles Produkt des schulischen Lernens wie Lernergebnisse im Bereich des 'Was'.
Henri Holec hat bereits 1979 folgende Definition von Lernerautonomie formuliert:
“Lernautonomie ist die Fähigkeit, das eigene Lernen selbstverantwortlich in die Hand nehmen zu können”. Von einem autonomen Lernen spricht man, wenn Schüler in die Lage versetzt werden, die zentralen Entscheidungen über ihre Lernprozesse selbst zu treffen. Autonome Schüler entscheiden selbst:
- was sie lernen;
- wie sie vorgehen, um etwas zu lernen;
- welche Materialien sie zum Lernen verwenden;
- ob sie alleine oder mit anderen zusammen lernen;
- welche Hilfsmittel sie verwenden;
- wie sie kontrollieren, ob sie erfolgreich gelernt haben.
Dabei sind Autonomie und Selbstverantwortung eng miteinander verbunden. Wer die Autonomie von Schülern fördern möchte, kann nicht umhin das Bewusstsein der Verantwortung für das eigene Lernen zu stärken. Schüler müssen erfahren und sich bewusst machen, dass nicht primär der Lehrer verantwortlich ist für ihren Erfolg bzw. Misserfolg beim Lernen, sondern dass sie selbst einen wesentlichen Anteil daran haben.
Bei Lernautonomie und Verantwortung für das eigene Lernen geht es um Einstellungen der Schüler, die unterschiedlich stark herausgebildet sein können. So können Persönlichkeitsmerkmale und bevorzugte Lernstile die Möglichkeiten bestimmter Schüler bei der Entfaltung ihrer Autonomie beschränken.
Durch Freiräume für Selbstbestimmung mit Angeboten von Handlungsoptionen, einem Klima sozialer Aufgeschlossenheit und Möglichkeiten für Erfolgserfahrungen soll die Umsetzung von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen in erfolgreiches Verhalten gezielt unterstützt werden. Dadurch sollte Selbstwirksamkeit stabilisiert und gestärkt werden. Teamfähigkeit, ein angenehmes soziales Klima und nicht zuletzt Lern- und
Leistungsbereitschaft sind ebenfalls wichtige Grundlagen erfolgreichen Lernens im Sportunterricht, die durch die Intervention gestärkt werden sollten. Überdies sind sie auch förderlich für die gesundheitliche Entwicklung und protektiv gegenüber Unfällen, da Stress und Belastungen deutlich geringer sind.
Nach einem Jahr erfolgreicher Zusammenarbeit konnten folgende Effekte – immer in Bezug zur Kontrollschule - nachgewiesen werden: sowohl die sportbezogene Selbstwirksamkeit (Beispiel: „Im Sportunterricht fällt es mir leicht, mit neuen und schwierigen Übungen zurechtzukommen.“) als auch die soziale Selbstwirksamkeit (Beispiel: „Auch bei schwierigen Konflikten mit Mitschülern kann ich eine Lösung finden.“) haben sich in den Interventionsschulen bedeutsam positiv entwickelt.
Ebenso kann die Entwicklung der Teamfähigkeit (Beispiel: „Auch mit Schülern, die ich nicht mag, kann ich in einer Mannschaft zusammenspielen.“) als sehr günstig angesehen werden. Insgesamt hat sich das soziale Klima innerhalb der Klassengemeinschaft so gut entwickelt, dass auch hier bedeutsame Unterschiede festgestellt werden können, obwohl zu Beginn des Projektes Schüler eher Probleme berichteten.
Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass alle Indikatoren des Stresserlebens, die vor allem von denjenigen Schülern zu Beginn des Projektes berichtet wurden, die dem Sportunterricht eher ablehnend gegenüberstanden, deutlich zurückgegangen sind. Zum Ende des Projektes nahmen in vielen Klassen alle Schüler wieder am Sportunterricht teil, und es wurde zur Ausnahme, während des Sportunterrichts auf der Bank zu sitzen. Insgesamt war das Projekt sehr erfolgreich, viele Lehrkräfte haben das neue Unterrichtskonzept beibehalten.